„Gehörlose Menschen werden hier auf den Salomonen wohl am meisten vernachlässigt.“ Da war sich der belgische Maristen-Pater George van der Zant sicher. 2007 gründete er nahe der Hauptstadt Honi­ara das „San Isidro Care Center“, bis heute das einzige Ausbildungszentrum für taube Men­schen in dem Inselstaat. Die Schülerinnen und Schüler sind zwischen 16 und 40 Jahre alt. Hier können sie ein Handwerk, aber auch Lesen, Rechnen und die australische Gebärdenspra­che AUSLAN lernen. Je mehr sie wissen, desto stärker wird auch ihr Selbstbewusstsein, beob­achtet Schwester Maria Fe Rollo. Die Maristen- Missionsschwester aus den Philippinen ist Leh­rerin am „San Isidro Care Center“; nach dem Tod der Gründers 2019 übernahm sie die Leitung. „Wenn ein junger Mensch zu uns kommt, lernt er zum ersten Mal seinen Namen kennen, ihn auszusprechen und aufzuschreiben. Für uns als Lehrer ist das immer sehr bewegend!“

Taubheit als Folge von Armutskrankheiten

Taubheit ist eine weit verbreitete Behinde­rung auf den Inseln. Sie ist die Folge von Ar­mutskrankheiten: Malaria, Meningitis, Röteln, Mittelohrentzündungen. Viele Ertaubte leben in sehr abgelegenen Regionen und bleiben dort oft extrem isoliert. Man gibt sie weg zu Ver­wandten oder sperrt sie im Haus ein. Die Kom­munikation mit ihren Familien ist schwierig, in die Dorfgemeinschaft können sie sich kaum einbringen, und ein Arztbesuch stellt sie vor riesige Probleme. „Es stimmt, was Bruder George sagte: Sie sind die Kleinsten und die Letzten“, so Schwester Maria Fe Rollo. Deshalb hat sie zusammen mit der Aust­ralischen Katholischen Universität und dem Erzbistum Honiara ein neues Projekt gestartet: Hörende und taube Studenten lernen im „San Isidro“ die lokale Gebärdensprache und gehen dann in die abgelegenen Gegenden, um der Dorf­gemeinschaft die Zeichen zu zeigen. „Das ist ein Riesenschritt nach vorn für unsere Schüler. Und ihre Familien freuen sich darauf, endlich mit ihnen kommunizieren zu können.“

Text: Christina Brunner